Über 150 Menschen kamen, um ihn zu hören. Auch Menschen aus anderen Städten waren dabei, wie z.B. aus Heidelberg und Bad Kreuznach. Für alle hat es sich gelohnt zu kommen.

Es sollte eine Vorstellung des Buches sein, das er mit seiner Lebensgefährtin Petra Erler geschrieben hat. Der Titel: „Der lange Weg zum Krieg, Russland, die Ukraine und der Westen“. Aber natürlich begann der Vortrag nicht entlang den Ausführungen des Buches, sondern mit Bezug auf die Aktualität.

Seit dem Machtwechsel im Weißen Haus sei allen ehemaligen Verbündeten der NATO „der Boden unter den Füßen weggezogen“ worden. Trump, der in Waffenstillstandverhandlungen mit Russland eintreten wolle, sähe die Europäer als „lästige Schmarotzer“, fordere von ihnen eine drastische Erhöhung der Rüstungsausgaben, während sich die USA aus der Finanzierung des Krieges zurückziehen wolle. Das habe die Europäer „kalt erwischt“.

Profitieren wollten die USA allerdings doch von der Kriegssituation, indem die Europäer die Kriegs- und Aufbaukosten für die Ukraine übernähmen, den US-Rüstungsunternehmen die Waffen abkaufen und die USA sich von der Ukraine ihr Engagement mit dem Verkauf ihrer Rohstoff-Ressourcen entlohnen ließen.

Verheugens Prognose ist, dass dies die NATO nicht überleben werde – nicht in ihrer jetzigen Form.

Mit den Europäern geht Verheugen hart ins Gericht: sie hätten seit 2015 die Deeskalationsziele des Minsker Abkommens torpediert (wie A. Merkel bestätigte). Sie seien nicht auf die legitimen Sicherheitsinteressen Russlands eingegangen, die nicht vereinbar sind mit der Verschiebung der Nato bis an die Grenzen Russlands. Außerdem hätten die europäischen Staaten nach 2022 keine Friedensinitiativen initiiert. Aus diesen Gründen seien die Europäer auch nicht gefragt, bei den Waffenstillstandsverhandlungen am Tisch zu sitzen. Wer sollte ihnen trauen?

Die Entspannungspolitik der 70er und 80er Jahre ist für Verheugen die Blaupause, eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur für Europa zu entwickeln. Diese sei von Deutschland aufgegeben worden, das Land habe sich zu einem „US-Vasall“ entwickelt.

Welche Aufgabe sieht Verheugen für Europa/Deutschland? Als Mitverfasser der KSZE-Dokumente von 1975, die den entspannungspolitischen Weg verbindlich gemacht haben, fordert er als Ziel: Abrüstung – Abrüstung – Abrüstung“, und zwar auf beiden Seiten, denn auch wenn er Russland keine imperialen Interessen unterstellt, so sieht er Russland und die USA in der Pflicht, den Weg der Abrüstung gemeinsam zu gehen.

Vielen ZuhörerInnen sprach Günter Verheugen anscheinend aus der Seele, denn sie bedankten sich für seine Ausführungen.

2025 Verheugen

Günter Verheugen bei der Veranstaltung der OFI2
Günter Verheugen
Günter Verheugen bei der Veranstaltung der OFI
Gerhard Grandke im Gespräch mit Günter Verheugen
Günter Verheugen bei der Veranstaltung der OFI3